Korea, Bildende Kunst, 2009

Do-Ho
Suh

Geboren 1962 in Seoul, Korea

Der in Korea geborene und ausgebildete Do-Ho Suh, der heute in New York City lebt und arbeitet, verwendet in seiner Kunst architektonische Elemente und Referenzen, um mit Hilfe dieser über Identität und (die eigene) Biographie in unserer postmodernen, globalisierten Welt zu reflektieren.

So steht beispielsweise in „Lebensgröße“ eine Treppe im Ausstellungsraum. Ganz in rotem Polyster gebaut und mit einem ebenfalls roten Vorhang umhüllt erinnert „Staircase-V“, auf den ersten Blick an die koreanische Architektur der Heimat des Künstlers. Tatsächlich aber handelt es sich um die originalgetreue Reproduktion des Aufgangs vor Suhs New Yorker Apartment. Fast wie im Traum verschwimmen so die Grenzen von Raum und Zeit, von unterschiedlichen Kulturen und Stilen zu einem irritierenden Bild eines transkulturellen Lebens „zwischen den Welten“.

Das problematische Verhältnis von Individualität und (kollektiver) Gesellschaft dagegen steht in Do-Ho Suhs früherer Arbeit „Who Am We?“ (1996 – 2000) zur Disposition. In einem ansonsten leeren Raum hat der Künstler eine von ihm entworfene Tapete installiert. Auf dieser erkennt man bei näherem Hinsehen Photos von Gesichtern, genauer: 37.000 Porträtphotos, die Do-Ho Suh aus Jahrbüchern seiner Hochschule gesammelt hat. Ein biografisches Moment, der Besuch der Hochschule, und der Anblick einer anonymen und unübersichtlichen Menge von Fremden kollidieren so in dieser Installation.

Die neuere Arbeit „Fallen Star 1/5“ (2008) hat ebenfalls autobiografische Merkmale. Als skulpturale Modelle im Maßstab 1:5 sind da zwei Wohnhäuser dargestellt: das koreanische Elternhaus des Künstlers und ein deutlich größeres US-amerikanisches Apartmenthaus, in dem sich die erste Wohnung befindet, die Suh in den USA bezogen hat. Das koreanische Haus nun ist in dieser modellartigen Situation in das Apartmenthaus gleichsam hineingeflogen und hängt, die Fassade des Gebäudes zerstörend, in diesem. Die Rückseite des Apartmenthauses ist zudem, ähnlich wie bei Gordon Matta-Clarks „Cuttings“, aufgeschnitten, so dass man, wie bei einem Puppenhaus, in dieses hinein schauen kann. Auch „Fallen Star 1/5“ ist somit eine konkrete Metapher für den „Clash der Kulturen“, der den Alltag des Künstlers charakterisiert. Die Umsetzung dieses Modells in „Lebensgröße“ ist übrigens vom Künstler geplant.

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