Irland, Literatur, 2005

Matthew
Sweeney

Matthew Sweeney wurde 1952 in Donegal, Irland, geboren. Zum Studium an der Polytechnischen Hochschule ging er 1973 nach London, 1977/78 folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Freiburg, wo er sich intensiv mit deutscher Literatur beschäftigte. Seit den frühen achtziger Jahren veröffentlichte er zahlreiche Gedichtbände, zuletzt Selected Poems (2002) und Sanctuary (2004).

Einerseits in der irischen Dichtungstradition, andererseits unter dem bleibenden Eindruck seiner Auseinandersetzung mit deutschsprachigen Autoren von der Romantik bis zur Gegenwart stehend (Kleist, Büchner, Trakl, Kafka, Huchel, Grass, Böll u. a.), nahm sein Werk von Anfang an eine Sonderstellung innerhalb der englischsprachigen Lyrik ein. Matthew Sweeney nimmt in seinen Gedichten die Vertracktheit des scheinbar Banalen unter die Lupe und erweist sich oft als schonungsloser Chronist des Unglücks und alltäglicher Tragödien.

Die stilistische Zurückhaltung und dramaturgische Umstandslosigkeit, mit der er den Leser in das Innenleben seiner Gedichte zieht, ist eines der charakteristischen Merkmale seiner Lyrik. Spätestens mit seiner dritten Sammlung von Gedichten, dem 1985 erschienenen Buch The Lame Waltzer , fand er zu seiner unverwechselbaren Stimme, jenem lakonischen Stil, der weitgehend unabhängig von dekorativen Elementen ist und alles Metaphorische meidet. Weniger an figurativen Fragen als an dem interessiert, was er mit dem kroatisch-amerikanischen Dichter Charles Simic als „European darkness“ bezeichnet, konzentrierte sich Sweeney fortan auf die Entwicklung eines ganz eigenen Realismus. Dieser „alternative Realismus“ ist neben der anti-lyrischen Stimmung – und nicht selten einer guten Prise schwarzen Humors – ein weiteres Markenzeichen seiner Gedichte. Sein literarischer Kosmos wurde auch als ein „Catholicism without God, or even before God“ charakterisiert (Sean O’Brien), in dem sich heidnischer Aberglaube und die vage Empfindung des Ominösen ohne den domestizierenden Einfluss einer theologischen Instanz gegenseitig hochschaukeln und eine Welt erschaffen, die rätselhaft und aberwitzig bleibt.

Sweeney erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Cholmondeley Award (1987) und den Arts Council of England Writers‘ Award (1999). Seine Gedichte wurden bereits in der Slowakei, in Lettland, Mexiko, Rumänien, in Deutschland und den Niederlanden veröffentlicht.

Neben seinen lyrischen Arbeiten hat Matthew Sweeney mehrere Anthologien herausgegeben und Kinderbücher verfasst, zuletzt Fox (2002; Fuchs, 2003), die Geschichte der Freundschaft zwischen einem Schuljungen und einem Obdachlosen.

„Sweeney’s poems are reflective, funny, supremely inventive and impeccably written. This is contemporary poetry at its very best.“ (Charles Simic)

„Matthew Sweeney has created a body of work which will last …“ (Mark Robinson, Leviathan Quarterly)

Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung:


Fuchs
(Mit Zeichnungen von Christopher Corr. Aus dem Englischen von Cornelia Krutz-Arnold. Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher, Berlin, 2003)

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