Italien, Literatur, 2004

Gianni
Celati

Gianni Celati wurde 1937 in Sondrio, Italien, geboren. Er lebt heute im südenglischen Brighton und in Bologna. Celati studierte Literaturwissenschaften in Bologna und schloss sein Studium mit einer Dissertation über James Joyce ab. Italo Calvino, damals Leiter des Einaudi Verlags und begeistert von einer kurzen Veröffentlichung Celatis, publizierte ab 1971 mehrere seiner Romane. Bald stand er im Ruf, neben Umberto Eco und Italo Calvino einer der führenden Vertreter der literarischen Neo-Avantgarde zu sein. 1975 übernahm Celati eine Professur für Englische und Amerikanische Literatur an der Universität von Bologna, zog sich jedoch fünf Jahre später aus dem Wissenschaftsbetrieb zurück, um sich dem Schreiben und der Filmarbeit zu widmen. Er drehte mehrere experimentelle Dokumentarfilme, darunter „Visioni di case che crollano„, eine kritische Meditation über den Zerfall verlassener Häuser in der Po-Ebene. Mit dem preisgekrönten Erzählband „Narratori delle pianure“ (1985; Erzähler der Ebenen, 1997) begab er sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten des minimalistischen Erzählens. An der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation konstruierte er den erzählenden und zugleich mit der Idee des Erzählens spielenden Chronisten von außergewöhnlichen Geschichten, die sich – vermeintlich – im Alltag dritter Personen zugetragen haben. Über seine ironisch-grotesken Kurzgeschichten von „Cinema Naturale“ (2001; Cinema Naturale, 2001), das kinematographische Moment in der Literatur und den Prozess des Schreibens an sich sagt Gianni Celati: „An diesen Erzählungen habe ich über zwanzig Jahre geschrieben, dann habe ich sie lange Zeit neu geschrieben, um eine Beschäftigung zu haben und um zu sehen, was sich unterdessen tut. Denn wenn man Erzählungen schreibt oder liest, sieht man Landschaften, sieht man Gestalten, hört man Stimmen: Man hat ein natürliches Kino im Kopf und braucht sich keine Hollywoodfilme mehr anzusehen.“

Gianni Celati hat sich auch einen Namen als Übersetzer der Werke von Melville, Swift, Twain, Céline, Stendhal und Beckett in Italienische gemacht.

Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung

Der wahre Schein.
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Wagenbach, Berlin 1988

Landauswärts.
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993

Erzähler der Ebenen.
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Wagenbach, Berlin 1997

Mondphasen im Paradies.
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999

Cinema naturale.
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Wagenbach, Berlin 2001

Fata Morgana.
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Wagenbach, Berlin 2006

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