USA, Bildende Kunst, 1975

Lawrence
Weiner

Lawrence Weiner (geb. 1942 in der Bronx, New York, gest. 2021) kam im Januar 1975 auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD (BKP) nach Westberlin. Mit seiner Declaration of Intent – 1. Der Künstler kann das Werk herstellen. 2. Das Werk kann angefertigt werden. 3. Das Werk braucht nicht ausgeführt zu werden. – gilt Weiner als einer der wichtigsten Vertreter der US-amerikanischen Konzeptkunst. Weiners textbasierte Arbeiten, die er als Skulpturen versteht, wurden seit Mitte der 1960er Jahre publiziert und ausgestellt, insbesondere durch die Galeristen Seth Siegelaub und Konrad Fischer. Sein 1968 erschienenes erstes Buch Statements – ein 64-seitiges Taschenbuch, in dem er mehrere Projekte beschrieb – gilt als eines der bedeutendsten Werke dieser Zeit zur Konzeptkunst. 1969/70 nahm Weiner an der bahnbrechenden, von Harald Szeemann kuratierten Ausstellung When Attitudes Become Form an der Kunsthalle Basel statt. In den frühen 1970er Jahren wurden Wand-Text-Installationen Weiners bevorzugtes Medium. Daneben experimentierte er mit Video, Film, Audio, Performance und publizierte etliche Künstlerbücher, Plakate, Multiples und Grafiken.

Am 10. Dezember 1975 fand in Zusammenarbeit mit dem BKP die Erstaufführung von Lawrence Weiners Film A Second Quarter im Kino KLICK in der Windscheidstraße statt. Der 90-minütige Farbfilm war mit finanzieller Unterstützung des BKP während seines einjährigen Aufenthalts in Berlin entstanden, für die Kinematografie war Helmut Wietz verantwortlich. Der „Ort“ des Films (Berlin) ist der Katalysator für seine „Aktion“ (die Arbeit). Die rezitierten Texte befassen sich mit Barrieren und Grenzen, physikalischen und geophysikalischen Phänomenen. Die Figuren (Beatrice Conrad Eybesfeld, Hans Düttmann, Coosje Kapteyn, Tony Long und Kirsten Vibeke Thueson) übersetzen, zählen und rezitieren. Die Szenen spielen in einer gutbürgerlichen Berliner Wohnung, in einem Büro in der Nähe des Westberliner Bahnhofs und in den Ruinen des Anhalter Bahnhofs und seiner Umgebung, mit der Berliner Mauer im Hintergrund. Eine weitere Vorführung fand am 2. April 1976 im Rahmen der Filmtage des DAAD in der Akademie der Künste (West) statt.

In Kooperation mit dem BKP entstanden auch die beiden zweisprachigen, vom Kabinett für aktuelle Kunst Bremerhaven herausgegebenen Künstlerbücher Towards a Reasonable End / Auf ein vernünftiges Ende zu (1975) und With a Touch of Pink / Mit einem Hauch von Rosa (1978), die von einer Seite auf Englisch, von der anderen auf Deutsch lesbar sind.

Lawrence Weiner war Teilnehmer der documenta 5, 6, 7 und 13 (1972, 1977, 1982, 2012), der 36., 41., 50. und 55. Venedig Biennale (1972, 1984, 2003, 2013) und der São Paulo Biennale (2006). Das Museum of Contemporary Art, Los Angeles, das Whitney Museum of American Art, New York, und das K21, Düsseldorf richteten Weiners Werk 2007/08/09 eine umfangreiche Retrospektive aus.

Text: Eva Scharrer

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