Großbritannien, Bildende Kunst, 1967

Kenneth
Armitage

Kenneth Armitage (geb. 1916 in Leeds, gest. 2002 in London) war 1967 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Von Henry Moore beeinflusst, ist Armitage bekannt für Skulpturen, die Figuration – insbesondere den menschlichen Körper – oft humorvoll mit abstrakten Elementen verbinden. 1960 wurden seine Skulpturen zusammen mit denen von Lynn Chadwick in Ausstellungen in der Kestner Gesellschaft, Hannover, und im Haus am Waldsee in Berlin gezeigt. Als einer der führenden britischen Bildhauer seiner Zeit hatte er vor Antritt seines Stipendiums bereits mehrfach in Berlin zu tun gehabt – so hatte er in der Berliner Bildgießerei Hermann Noack Arbeiten in Auftrag gegeben, und seine Bronzeskulptur Triarchi (1957) – drei zu einem Körper verschmelzende Figuren auf einem Sockel – wurde 1961 im Foyer der gerade neu errichteten Deutschen Oper aufgestellt, wo sie bis heute zu sehen ist. Seinen zunächst auf sechs Monate begrenzten Aufenthalt ließ er mehrmals verlängern – insgesamt blieb er zwei Jahre in Westberlin. 1968 nahm Armitage an den sonntäglichen Studierendenprotesten in Berlin teil, mit denen er sympathisierte und worüber er später berichtete – eine Aufnahme davon kann man heute in der Sektion „Oral history curator’s choice“ der British Library online hören. Kurz nach seinem Berlin-Aufenthalt entstand die Bronzeskulptur Both Arms (1969–70), die von der Energie und Anspannung in der geteilten Stadt inspiriert ist. Sie zeigt zwei einzelne, angewinkelte und zu Fäusten geballte Arme, die parallel auf einem geometrischen Sockel angebracht sind. Die Skulptur wurde 2001 mit einer Blue Plaque auf dem Millennium Square in Leeds aufgestellt, wo sie von Nelson Mandela persönlich enthüllt wurde; ein Abguss befindet sich in der permanenten Ausstellung im Hakone Open-Air Museum in Japan. Die Zeit in Berlin erwies sich für den Künstler auch anderweitig als fruchtbar: Die Berliner Hochschule für Bildende Künste bot ihm eine Vollprofessur an, die englische Königin verlieh ihm 1969 den Rang eines „Commander of the British Empire“ und der Westdeutsche Rundfunk drehte 1969 einen halbstündigen Film über den Bildhauer.

Armitage nahm bereits 1952 an der Venedig Biennale teil; 1955 war er Teilnehmer der documenta in Kassel, ebenso der documenta 2 und 3 (1959, 1964); 1956 gewann er einen Wettbewerb für ein Kriegsmahnmal in Krefeld, auf der 29. Venedig Biennale wurde er 1958 als „bester junger britischer Bildhauer“ geehrt.

Text: Eva Scharrer

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