Agnieszka
Brzeżańska
Geboren 1972 in Polen
Die polnische Künstlerin Agnieszka Brzeżańska arbeitet vor allem mit den Medien Malerei, Photographie, Film und Video. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Strategie steht dann stets die Verschiebung einer von ihr interpretierten, sichtbaren „Wirklichkeit“ hin zu einer rein ästhetischen Ebene, die leichtfüßig zwischen „Abstraktion“ und „Realismus“ changiert. So wird das von Agnieszka Brzeżańska in ihrer Kunst Vorgestellte gleichsam in einer sanften Schwebe von „Nachbildern“ gehalten, die den Betrachter zu einer neuen, sensibleren Wahrnehmung des dargestellten Sujets inspiriert.
In diesem Sinne etwa ist Agnieszka Brzeżańskas Bild „Oriana Fallaci“ (1997 – 2006) zu verstehen. Das malerisch stilisierte Porträt, es handelt sich übrigens um eine Übermalung eines älteren Bildes, zeigt einen Frauenkopf von hinten mit einer schematisch-ornamentalen Haarfrisur. Die so ins Bild gesetzte Frau stellt, die verstorbene, legendäre italienische Journalistin Oriana Fallaci dar. Fallaci war Kriegsberichterstatterin in Vietnam, interviewte umstrittene Politiker wie Yassir Arafat oder Deng Xiaoping, mischte sich in die Abtreibungsdebatte der 1970er Jahre ein und sie war es, die behauptete Pier Paolo Pasolini sei von einem rechtsradikalen Schlägertrupp getötet worden und nicht von einem homosexuellen Strichjungen. Dieser streitbaren Frau also hat Brzeżańska mit ihrem gesichtslosen „Nachbild“ ein visuelles Denkmal gesetzt.
In ihrem Videoloop „Blue Movie“ (2007) filmte die Künstlerin Freundinnen aus der Kunstszene, wie diese nackt in einem dunklen, leeren Raum nach einem Song von Blondie tanzen. Zu sehen sind dann in „Blue Movie“ – selbstverständlich verweist der Titel auf Andy Warhol – allerdings nur die Silhouetten der Tanzenden. Dieses ästhetische Geschehen erinnert nicht nur an Yves Kleins Nackte in dessen Spätwerk, sondern auch an Arbeiten von Henri Matisse. Entscheidend aber ist, dass diese quasi „Schattengebilde“ nicht direkt das Sichtbare darstellen, sondern über den Umweg des gefilmten Lichtspieles gleichsam deren visuelle Erinnerung, und so, exakt im Sinne von Platons „Höhlengleichnis“, die „Essenz“ der sich anmutig bewegenden Aktmodelle.