Bani
Abidi
Wer sich im Feld der Kunst mit der Macht und den Strukturen der Medien anlegt, der tritt in einen ungleichen Wettstreit, der kaum zu gewinnen ist. So folgt die auslandspolitische Berichterstattung in den Mainstream-Medien ihren eigenen Agenda-Logiken und narrativen Imperativen. Was Pakistan betrifft, hat sich nach den Ereignissen des 11. September 2001 und demdarauffolgenden „Krieg gegen den Terror “ der westliche Blick verengt und verhärtet. Versucht man als Künstler also eine andere Agenda zu setzen, handelt man aus der Position einer „Randfigur“, sagt die in Karachi und Dehli lebende Künstlerin Bani Abidi.
Dennoch versucht Abidi (geboren 1971 in Karachi) in ihren Arbeiten einen anderen, weniger stereotypen Blick auf ihre unmittelbare Umgebung freizugeben. Sie ist nicht an den „bahnbrechenden News“ und „weltbewegenden Geschichten“ interessiert, wie sie etwa auf Nachrichtenkanälen wie CNN marktschreierisch angepriesen werden, sondern sieht ihre „viel angenehmere Aufgabe“ darin, „das Nuancierte, Abwechslungsreiche und hoffentlich Ergreifende zu artikulieren“.
Es sind also die mikropolitischen Momente im Alltag, die Abidi produktiv macht. So sieht man in einer ihrer ersten Videoarbeiten, „Mangoes“ (1999), zwei Frauen – eine Inderin und eine Pakistani – die gemeinsam Mangos essen und sich dabei unterhalten. Die latente Spannung und das ewige Konkurrenzverhältnis zwischen den beiden Nationen Indien und Pakistan tritt zutage, als die Gesprächspartnerinnen darüber in Streit geraten, welches Land im Mango-Anbau führend ist.
Wie sich die Politik in den Dingen spiegelt, davon handelt die mehrteilige Arbeit „Security Barriers A-L“ (2008), eine Serie von zwölf alphabetisch geordneten Inkjet-Prints, die verschiedene Typen von Straßensperren in Karachi zeigen – von Absperrungen an Flughäfen bis zu wuchtigen Betonmodulen vor dem amerikanischen Konsulat. In Abidis isolierter Darstellung und „gruppenspezifischer“ Zusammenstellung werden sie als mediale Zeichen im urbanen Gewebe erkennbar, die sowohl von verkehrstechnischen Bemühungen sprechen wie von dem angestrebten Schutz vor Anschlägen.
Bereits in Abidis Video-Doppelprojektion „Reserved“ (2006) tauchen Absperrungen auf: eine Stadt bereitet sich auf die Visite eines hohen Politikers vor. Erst in der Darstellung der Vorbereitungen und des Geschehens am Rande wird die politische Inszenierung deutlich. In diesem Sinne richtet sich die Kunst Abidis also weniger frontal gegen „die“ Medien oder gegen Politik-Theater, sondern sie macht in der Konzentration auf scheinbar unwichtige „Randaspekte“ und deren eingeschliffene narrative Strukturen im Sinne aufklärerischer Arbeit lesbar.