Polen, Bildende Kunst, 2012

Cezary
Bodzianowski

Die internationale Kunstwelt ist in den letzten Dekaden zunehmend ein neoliberales, globalisiertes System geworden. Weltweit operierende Galerien und stetig mehr und größer werdende Messen spielen bei dieser Kommerzialisierung der Kunst eine immer dominanter werdende Rolle. In dieser Situation gewinnt die künstlerische Arbeit von Cezary Bodzianowski besondere Bedeutung, verweigert der polnische Künstler mit seinen „dematerialisierten Werken “ (Lucy R. Lippard), mit seinen interventionistischen Performances nämlich konsequent jedweden Warencharakter.

Diese Absage an das ökonomische Funktionieren von Galerien ist schon Bodzianowskis Performance in einer renommierten Galerie in Lublin im Jahre 1997 zentral eingeschrieben: Sein eben nicht verkaufbarer Ausstellungsbeitrag bestand darin, die Angestellten der Galerie dazu zu überreden, sich während der Öffnungszeiten in der Galerie einzuschließen, Telefone und Computer zu deaktivieren und die Arbeit einzustellen. Strategien wie Hausbesetzung und Streik also werden vom Künstler eingesetzt, um ein „reguläres“ und Profit generierendes Agieren des Galeriesystems zu unterlaufen.
Bodzianowski belässt es mit seiner künstlerischen Arbeit aber nicht bei der Absage an ihren Warencharakter, er geht noch einen Schritt weiter und hinterfragt auch die Konventionen ihrer Präsentation und Wahrnehmung. So finden seine Performances meistens im „öffentlichen Raum“ statt, also nicht in eigentlich für die Kunstpräsentation vorgesehenen Räumen wie Museum oder Kunstverein. Zudem werden diese Performances vorher nicht angekündigt, was nicht selten dazu führt, dass Bodzianowskis flüchtige Kunst überhaupt nicht von einem Publikum wahrgenommen wird. Was bleibt, sind nichts als Schnappschuss ähnliche Photos, die meist von der Ehefrau des Künstlers gemacht werden.
Ein gutes Beispiel für diese Kunst sind auch die Videoaufnahmen von vier Situationen, die der Künstler 2004 in Paris inszenierte. Unter dem Titel „4 x Paris“ hat er alltägliche Handlungen mit Passanten arrangiert, diese z. B. nach der Uhrzeit gefragt, um sich dann die Uhrzeit in einer auf seinem Unterarm gezeichneten Armbanduhr zu vermerken. Oder er hat sich von Touristen vor dem Eiffelturm ablichten lassen – mit einer Spielzeugkamera . Da diese Situationen lapidar und dadaistisch absurd zugleich sind, gelingt es ihnen gewohnte Alltagsroutinen spielerisch auszuhebeln. Just do it!

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