Neuseeland, Bildende Kunst, 2009

Dane
Mitchell

Geboren 1976 in Auckland, Neuseeland

Die „Dematerialisierung des Art-Objektes“ (Lucy R. Lippard), die spätestens seit der Konzeptkunst der 1960er Jahre von eminenter ästhetischer Bedeutung ist, ereignet sich im Werk von Dane Mitchell in neuer Art und Weise. Dabei geht es dem 1974 in Auckland, Neuseeland, geborenen Künstler, der heute noch in Auckland lebt und arbeitet, weniger, wie noch bei vielen Konzeptkünstlern der ersten Generation, um ein konsequentes Zurückweisen eines warenhaften Werkcharakters, als um eine generelle Recherche nach dem Wesen von Kunst überhaupt.

Unvergessen bleibt Dane Mitchells Arbeit „Conjuring Form“ für die „Art Statements“ Reihe der Art Basel 2008, in der er mit Hilfe einer „Hexe“ den dortigen Kunstraum hinsichtlich seiner spirituellen Kräfte untersuchte. Was auf den ersten Blick vielleicht wie ein versponnener Rückgriff auf eine altertümliche Volksmystik erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung schnell als eine hintergründige Untersuchung der Qualitäten des modernen „white cubes“ (Brian O´Doherty). Fragen nach der Irrationalität der hier vorgestellten Artefakte nämlich werden von Dane Mitchell genauso gestellt wie die nach der gesellschaftlichen Konditionierung von Ästhetik und deren auch heute noch ritualisiertes Funktionieren. Dass der gefühlte Widerspruch von Rationalität und Glauben ein soziales Konstrukt ist, dies wissen wir spätestens seit Michel Foucault. Dass die Regeln für dieses Konstrukt im Kunstbetrieb in besonderer Weise konfiguriert sind, etwa durch die Annahme, dass gerade ein Kunstwerk des Unerklärlichen bedarf um seine „Erhabenheit“ (Immanuel Kant) entfalten zu können, dies führt uns Dane Mitchell in seinem Werk immer wieder vor Augen.

So z. B. wenn er zu dem Geist der in Neuseeland berühmten Malerin Rita Angus via eines „Mediums“ spirituellen Kontakt aufnimmt, um sie dann interviewen zu können. Oder wenn der Künstler in einer Galerie mit Hilfe von sensiblen Thermometern Temperaturschwankungen während der Dauer seiner Ausstellung misst und dadurch die Anwesendheit von „Geistern“ zu beweisen versucht. Moderne Technik und Wissenschaft gehen so einen spannungsreichen Dialog ein mit einer eher „unvernünftigen“ Idee eines vermeintlich „Übersinnlichen“ – und ist nicht genau dies eine der emanzipativen Chancen von Kunst?

http://www.danemitchell.co.nz/

  • Radiant Matter
    Dane Mitchell

    2011, Katalog

    Mit Beiträgen von Ariane Beyn, Aaron Kreisler, Cay Sophie Rabinowitz, Chris Sharp.

    Hrsg. vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Artspace, Dunedin Public Art Gallery, Govett-Brewster Art Gallery.

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