Diane
Nerwen
Diane Nerwen, geboren 1965 in Montreal in Kanada, studierte Videokunst in New York State und Massachusetts. Zwischen 1996 und 2000 war sie Stipendiatin u.a. der Creative Capital Foundation und der New York Foundation for the Arts. Im Zentrum ihrer experimentellen Videoarbeiten steht die vielfältige Wechselbeziehung von Medien, Politik und Alltag: „Under the Skin Game“ (1996) und „In the Blood“ (2000). Indem Nerwen Neugedrehtes mit Filmresten und Archivmaterial, Text mit gesampelten Soundelementen montiert, offenbart sie visuell kodierte, gesellschaftliche wie geschlechterspezifische Konventionen.
„Spank“ (1999) markiert den Beginn der Dekonstruktion von Ikonographien des klassischen Hollywood-Kinos in Nerwens Arbeit. Dieses Prinzip liegt auch der Filmcollage „Die Große Jiddische Liebe“ (2002) zugrunde, die während Nerwens DAAD-Stipendium 2001 in Berlin entstand: die fingierte Liebesgeschichte der in die USA emigrierten Marlene Dietrich und der nazitreuen Zarah Leander. Was hier Satire ist und das Pathos alter Hollywood- und Ufa-Filme frech zueinander in Beziehung setzt, ist die ironische Variante von Nerwens Reflexion über die deutsch-jüdische Geschichte. Der Film wurde 2003 in den Kurzfilm-Wettbewerb der Sektion „Panorama“ der Internationalen Filmfestspiele Berlin eingeladen und zusammen mit Kurzfilmen weiterer Stipendiaten auf der DVD „6 _“ vom Berliner Künstlerprogramm herausgegeben.
Eine neue Lesart eines Technicolor-Films von 1940 präsentiert Nerwen in „The Thief of Bagdad“ (2003), indem sie Ausschnitte aus klassischen Orientfilmen wie „Lawrence of Arabia“ aneinanderreiht und so die Invasion Amerikas in den Irak parodiert. In dem folgenden „psycho-sexuellen Horrorthriller“ „The Sexorcist: Revirginize“ (2005) bedient sich Diane Nerwen diesmal ausgiebig an US-Horrorklassikern und kollagiert Ausschnitte zu einer Parodie auf das prüde, sexuell verklemmte Amerika mit Britney Spears als Hauptdarstellerin.
Nerwens Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und international vorgeführt, u.a. in New York, Los Angeles, Toronto, Durban, Basel, Berlin und Kassel. Die Filmemacherin lebt und arbeitet in New York.
1992: Preexisting conditions
(Mit Les LeVeque, Kurzfilm)
1993: Ajax for Life
(Mit Les LeVeque, Kurzfilm, 14 min)
1995: Kept
(Kurzfilm)
1996: Under the Skin Game
(Kurzfilm, 17 min, s/w)
1998: Dissing D.A.R.E.: Education as spectacle
(Mit Les LeVeque, Kurzfilm, 6 min, Farbe)
1999: Spank
(Kurzfilm, 7.30 min, s/w)
2000: In the Blood
(Kurzfilm, 30.35 min, Farbe)
2002: Die Große Jiddische Liebe
(Kurzfilm, 15 min, s/w)
2002: The Thief of Bagdad
(Kurzfilm, 4 min, Farbe)
2004: FUH2
(Kurzfilm, 0.40 min, s/w)
2005: The Sexorcist: Revirginize
(Kurzfilm, 13 min, s/w)