Lou Ye
Lou Ye wurde 1965 in Shanghai geboren. Er studierte zunächst Animation an der Shanghai Art School und nahm anschließend eine Tätigkeit im Shanghai Art Film Studio auf. Es folgte ein Regiestudium an der Filmakademie von Peking, wo erste experimentelle Kurzfilme entstanden, u.a. „Driving without Licence“ (1987) und „Earphone“ (1989).
Drei Jahre dauerte die Vorbereitungszeit zu seinem Spielfilmdebüt „Weekend Lover“ (1993), der 1996 auf dem 45. Internationalen Filmfestival von Mannheim-Heidelberg mit dem Rainer-Werner-Fassbinder-Preis für die Beste Regie ausgezeichnet, in China allerdings von der Zensur für zwei Jahre verboten wurde. Mit seinem zweiten Spielfilm „Don’t Be Young“ (1995) steuerte Lou Ye eine abendfüllende Episode zu dem Zehnteiler „Super City“ bei, einer Auftragsproduktion des chinesischen Fernsehens. Internationale Anerkennung erreichte Lou Ye mit seinem Film „Suzhou River“ (1999), der in poetischen Bildern von den Menschen im ärmsten Viertel von Shanghai unweit des Flusses Suzhou erzählt. Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals, so den VPRO Tiger Award auf dem 29. Internationalen Filmfestival von Rotterdam, den Grand Prix beim 15. Internationalen Filmfestival in Paris sowie den FIPRESCI-Preis auf der Viennale, wurde jedoch ebenfalls von der chinesischen Filmzensur verboten und bis heute in China nicht aufgeführt. Während die chinesische Regierung über Lou Ye ein einjähriges Arbeitsverbot verhängte, lief „Suzhou River“ weltweit erfolgreich in 38 Ländern im Kino. Die Faszination von Shanghai mit dem Nebeneinander von Arm und Reich, Schön und Hässlich findet sich in Lou Yes Großstadtportrait „In Shanghai“ (2001) wieder, einer Auftragsproduktion des Internationalen Filmfestivals Rotterdam, welche auf der Kurzfilmkompilation „6 1/2“ des Berliner Künstlerprogramms präsentiert wird.
Während seines Aufenthalts 2004/2005 in Berlin arbeitete Lou Ye an dem Drehbuch seines jüngsten Films „Summer Palace“, der die Liebesgeschichte zwischen Yu Hong und Zhou Wie während der Studentenunruhen 1989 in Peking erzählt. 2006 hatte „Summer Palace“ im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele in Cannes Premiere – obwohl der Film wegen Freizügigkeit und offenkundiger Kritik an Chinas Regierung von der chinesischen Zensurbehörde nicht freigegeben worden war. Lou Ye lebt und arbeitet in Peking.
1987: Driving without licence
(Kurzfilm, 16mm)
1989: Earphone
(Kurzfilm, 16mm)
1993: Weekend Lover
(Spielfilm, 96 min, Farbe)
1995: Don’t be young
(Spielfilm)
1999: Suzhou River
(Spielfilm, 83 min, Farbe)
2001: In Shanghai
(Kurzfilm)
2003: Purple Butterfly
(Spielfilm, 127 min, Farbe)
2005: Summer Palace
(Spielfilm, 140 min, Farbe)