Martha
Rosler
Martha Roslers Kunst wie auch ihre zahlreichen Schriften machen vor allem eines und das seit mehr als 40 Jahren: sich einmischen und Position beziehen. Um nur einige neuralgische Arbeiten zu nennen: Ihr Engagement beginnt mit einer ihrer frühesten Arbeiten, der Collagenserie „Bringing the War back Home“ aus den Jahren 1967 bis 1972, für die Rosler in insgesamt 15 Fotomontagen glatt-ästhetisierte amerikanische Interieurs aus Schöner Wohnen mit Vietnam-Kriegsfotografien aus dem Life-Magazin kombiniert, um so auf die frappante Diskrepanz zwischen einer zufriedenen Wohlstandsgesellschaft und ihrer hässlichen politischen Kehrseite zu verweisen;
es setzt sich in der groß angelegten Installation „The Bowery in two inadequate descriptive systems“ (1974-75) fort, in der Rosler durch die Gegenüberstellung von Fotografien der heruntergekommenen ehemaligen New Yorker Prachtstraße gleichen Namens mit Texttafeln unterschiedliche Mechanismen der Repräsentation und besonders die für die Verfertigung von öffentlicher Meinung und gesellschaftlicher Realität schwierige Rolle der Dokumentarfotografie hinterfragt; Und es findet sich auch in ihren zahlreichen Videos und Performances; etwa in „Semiotics for the Kitchen“ (1975), das der Hausfrau am Herd, bewaffnet mit Küchengeräten, Aggressivität und eine kämpferische Stimme verleiht, oder in jener „Martha Rosler Reads Vogue“ (1982) betitelten Live-Performance für einen offenen Fernsehkabelkanal, für die Rosler Seite für Seite eine Ausgabe der Vogue verbal dekonstruiert und auf die Ausbeutungsmechanismen der Modeindustrie verweist.
Egal, um was es in diesen für die Kunstgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts längst kanonisch gewordenen Werken oder auch in Roslers neueren Arbeiten thematisch gehen mag – um Krieg, um Obdachlosigkeit, um geschlechterpolitische Ungerechtigkeit, Gentrification, die Zubereitung oder die Distribution von Lebensmitteln: was diese Werke verbindet ist das in ihnen zum Ausdruck kommende Engagement und die politische Motivation. Kunst wird hier – weit davon entfernt, pur selbstreferentiell zu funktionieren – als tief im Sozialen und seinen Kämpfen verwurzelt begriffen. Und darauf muss sie auch in ihrer Produktion zurückgeführt werden. Es geht in anderen Worten darum, Kunst als Verantwortung zu definieren, ihre blinden Flecken und ideologischen Aussparungen aufzuspüren und sie anschließend als einen möglichen Kanal für Kritik zu nutzen.