Rumänien, Literatur, 2001

Mircea
Cărtărescu

Mircea Cărtărescu wurde 1956 in Bukarest, Rumänien, geboren. Bereits 1978 debütierte er als Lyriker und veröffentlichte in der Folge eine Reihe von Gedichtbänden, die ihn zur Leitfigur seiner Generation werden ließen.
Ende der achtziger Jahre wandte er sich zunehmend der Prosa zu, behielt allerdings die poetischen Qualitäten seiner Lyrik bei. So wirken die Gedichtbände „Fauri, vitrine, fotografii“ (1980; Scheinwerfer, Schaufenster, Fotos), „Poeme de amor“ (1983; Liebesgedichte) und „Totul“ (1985; Alles) wie Vorstufen der Erzählungen, die er kurz vor dem Umsturz 1989 in dem Band „Visul“ (Der Traum) versammelte. 1993 veröffentlichte er die Auswahl – nun ohne Zensur – noch einmal unter dem Titel „Nostalgia“. In dem 1990 erschienenen Band „Levantul“ (Die Levante) ging Cărtărescu sprachlich neue Wege. Er mischt darin virtuos Textarten und Gattungsmuster und nutzt ironisch-verspielt die ältere rumänische Literatur als Zerrspiegel aktueller Zustände. Die Bühnenfassung wurde mit großem Erfolg in Bukarest aufgeführt. Der Roman, „Travesti“ (1994) führt die poetische Erkundung der jugendlichbewegten Innenwelten fort, die in „Nostalgia“ bereits den Rahmen bildeten. Zurzeit arbeitet Cărtărescu an einer Romantrilogie, deren erster Teil „Orbitor. Aripa stângã“ (1996; Blendwerk. Der linke Flügel) von den rumänischen Lesern begeistert aufgenommen wurde. Auch im Ausland – seine Bücher wurden bisher unter anderem ins Französische, Spanische, Deutsche, Niederländische und Ungarische übersetzt – wurde Cărtărescu als Entdeckung von Rang gefeiert. „Nostalgia“ wurde im Januar 1998 von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats gewählt, und in der FAZ als Meisterwerk der Phantastik gepriesen. Die in Wien erscheinende „Presse“ schreibt über Mircea Cãrtãrescu: „Der Autor ist zugleich Mitglied einer internationalen Avantgarde, die längst jenseits von Nationalliteraturen schreibt, und Produkt einer Nationalliteratur, die uns noch unbekannter ist als die anderen Literaturen Osteuropas. Davon geht ein nicht unerheblicher Reiz aus, der mit Folklore allerdings nichts zu tun hat.“

Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung

Nostalgia
Aus dem Rumänischen von Gerhardt Csejka
Volk & Welt, Berlin 1993

Selbstportrait in einer Streichholzflamme
Gedichte
Aus dem Rumänischen und mit einem Nachwort von Gerhardt Csejka
DAAD-Reihe Spurensicherung 7. DAAD, Berliner Künstlerprogramm, Berlin 2001

  • Literatur total
    Bora Ćosić, Hugo Hamilton, László Darvasi, Leung Ping-Kwan, Michèle Métail, Mircea Cărtărescu, Olga Tokarczuk, Zsófia Balla

    2002, Hörbuch

    Autoren lesen in der daadgalerie. Spurensicherung Band 8.

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