Indien, Bildende Kunst, 2012

N. S.
Harsha

Mittels einer poetisch-konzeptuellen Formensprache verknüpft N S Harsha politische und soziale Anspielungen mit populären und traditionellen Kunstformen. Dabei verweist er auf lokale wie globale Belange. Seine oft großformatigen und detailreiche Bilder bilden oft Mikrokosmen des indischen Lebens ab, wobei er traditionelle Elemente, z.B. Darstellungen von Ritualen, mit Bildern aus der Weltpresse verbindet.

Harsha ist bekannt für figurative Malerei und Zeichnungen, sowie für orts-spezifische und kommunale Projekte, die häufig in Zusammenarbeit mit Schulen und Kindern entstehen. In „Ambitions and Dreams“ (2005) etwa belegte er einen Abhang mit weißen Stoffstücken, deren Form an Pflanzenkeimlinge oder Flammen erinnerte. Davor positionierten sich Schulkinder als wären sie zu einer Parade angetreten, während sie wie Statuen verharrten. Harsha erzeugte ein hypnotisches Bild, dessen Stillstand zugleich energetisch aufgeladen erschien und die Sehnsucht der Kinder nach einem sinnlichen Bezug zu ihrer Umwelt ausdrückte.

Bekannt sind Harshas großformatigen Gemälde, die oft von einer Miniaturwelt kleiner, individueller Figuren bevölkert werden und sich in Perspektive und Erzählstil an die indische Miniaturmalerei anlehnen. „Spot an Innocent Civilian“ (2009) zeigt Personen mit Heiligenschein, die sich in einer endlosen Reihe wie ein kontinuierliches Muster über den Bildraum ergießen. Sie lassen sich inspizieren, doch gibt es tatsächlich Indizien dafür, wer zu den Unschuldigen zählt? Seite an Seite stehen hier Menschen aus dem indischen Alltag, von denen sich nur eine einzige Figur abhebt, da sie trotz Heiligenschein in Stücke zu zerbersten scheint: die Karikatur eines Selbstmordattentäters, dessen Bombe explodiert ist.

Mannigfaltigkeit und Wiederholung sind Methoden, die Harshas Werk durchziehen. Für „Cosmic Orphans“ (2006) bemalte er für die Singapur Biennale das komplette Dach eines Sri Krishnan Tempels mit schlafenden Figuren. Die „kosmischen Waisen“ ruhten dort durch die Tempelmauern vom geschäftigen Straßentreiben geschützt und selbst die Besucher konnten sie nur über ein Fenster betrachten. Die aufgemalte „Körperdecke“ erinnerte an Menschen, die, nicht nur in Indien, schutzlos auf der Straße schlafen.

In „Nations“ (2007) inszeniert Harsha 192 Nähmaschinen, eine für jedes Mitglied der Vereinten Nationen, die den Stoff der jeweiligen Nationalflagge ausbessern und alle durch ein Fadengewirr miteinander verwoben sind. Für Harsha steckt in diesem Werk ein direkter Bezug auf seine Heimatstadt Mysore und deren dramatischen Wandel von einer lokalen zu einer globalen ökonomischen Struktur. Harsha bezieht sich hier auf das Outsourcen von Arbeit und die Hierarchien der Ausbeutung, die Teil der heutigen ökonomischen Ordnungen und politischen Verstrickungen zwischen den Nationen sind.

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