Polen, Literatur, 2001

Olga
Tokarczuk

Olga Tokarczuk wurde 1962 in Sulechow, Polen, geboren. Nach dem Studium der Psychologie in Warschau arbeitete sie bis 1985 als Therapeutin für schwer erziehbare Kinder in Breslau. Sie lebt in einem niederschlesischen Dorf in Polen nahe der tschechischen Grenze. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist Olga Tokarczuk auch als Verlegerin tätig und organisiert darüber hinaus Literaturveranstaltungen, z.B. ein Shortstory-Festival in Breslau.

Olga Tokarczuk gilt als die populärste polnische Autorin der jüngeren Generation. Die Chronistin des polnisch-tschechischen Grenzlandes mit seinen vielfältigen mitteleuropäischen Wurzeln schreibt Romane, Erzählungen und Gedichte, ihre Bücher sind bei Kritik wie Lesern gleichermaßen erfolgreich. Ihr Romandebüt „Prodroz ludzi ksiegi“ (1993; Die Reise der Buchmenschen) wurde von der Gesellschaft der polnischen Buchverlage als bestes Prosadebüt der Jahre 1992 und 1993 ausgezeichnet. 1995 erschien der Roman „E.E.“. Für ihren dritten Roman „Prawiek i inne czasy“ (1997; Ur und andere Zeiten, 2000) erhielt Olga Tokarczuk 1997 Publikumspreis des Nike-Preis’.

In deutscher Sprache erschienen „Ur und andere Zeiten“ (2000), der Erzählband „Der Schrank“ (2000), die Romane „Taghaus, Nachthaus“ (2001) und „Letzte Geschichten“ (2006) sowie zuletzt der Erzählband „Spiel auf vielen Trommeln“ in der DAAD-Reihe „Spurensicherung“ (2006). „Ohne Knalleffekte erzählt Olga Tokarczuk, aber sie findet scharfe, berührende Bilder. … weitere Geschichten über Menschen am Rande des Zusammenbruchs – packend, irritierend, anrührend.“ (FOCUS)

Über „Taghaus, Nachthaus“ heißt es in der ZEIT: „Ein Haus in den Bergen nahe der tschechischen Grenze. Eine Ich-Erzählerin und ihre alte Nachbarin, die voller Geschichten steckt. Geschichten, die sich mit den Träumen der Erzählerin verweben und immer wieder an diesen Ort nahe der Grenze zurückfinden, wo sich Zeiten und Schicksale treffen. Poetisch einfühlsam zieht Olga Tokarczuk ihre Leser in den Bann der Geschehnisse, läßt Ereignisse und Träume, die uns bei aller Fremdheit immer auch untergründig bekannt erscheinen, in eine Art kollektives Unter- und Überbewußtsein münden, deren Sog man kaum entgehen kann. ‚Taghaus, Nachthaus’ ist ein großer literarischer Wurf, der die verschiedenen Dimensionen der menschlichen Existenz zusammenführt und durchleuchtet.“

Zusammen mit ihrer Übersetzerin Esther Kinsky erhielt Olga Tokarczuk 2002 den Literatur- und Übersetzerpreis „Brücke Berlin“. Bisher erschienen außer in deutscher und französischer Sprache auch dänische, holländische, tschechische, spanische und italienische Ausgaben ihrer Bücher. „Wo die zeitgenössische Literatur gemeinhin in triviales Plappern oder in (postmodernen) Reflexionsfuror verfällt“, schrieb Ilma Rakusa über „Ur und andere Zeiten“, „riskiert Tokarczuk den zeitlosen Märchenton. […] Wie im Traum bewegen sich ihre metaphysisch-animalischen Gestalten durch die Fährnisse des Lebens, schuldig-unschuldig zugleich.“

Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung

Ur und andere Zeiten.
Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Berlin Verlag, Berlin 2000

Der Schrank.
Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. DVA, München 2000

Taghaus, Nachthaus.
Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. DVA, München 2001

Spiel auf vielen Trommeln.
Erzählungen. Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Mit einem Nachwort von Katharina Döbler. DAAD-Reihe Spurensicherung 16. Matthes & Seitz, Berlin 2006

Letzte Geschichten.
Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. DVA, München 2006

  • Literatur total
    Bora Ćosić, Hugo Hamilton, László Darvasi, Leung Ping-Kwan, Michèle Métail, Mircea Cărtărescu, Olga Tokarczuk, Zsófia Balla

    2002, Hörbuch

    Autoren lesen in der daadgalerie. Spurensicherung Band 8.

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