Rama
Thiaw
Rama Thiaw ist eine Dichterin, Künstlerin, Filmemacherin und Aktivistin von seltener Sensibilität. Sie glaubt an die Kraft des Bildes und setzt sich für ein Kino ein, das starke Botschaften mit sozialem Engagement verbindet. Ihr Credo: „Eine Kunst, die nicht [die Gesellschaft] prägt, ist für mich ohne jegliche Berufung.“ Es ist nur folgerichtig, dass sie sich nicht nur als Künstlerin definiert, sondern auch als Ökonomin, denn ihrer Ansicht nach ist „die Wirtschaft eine Philosophie unserer Menschlichkeit.“
Rama Thiaw wurde am 30. April 1978 in Nouakchott, Mauretanien, geboren und wuchs zwischen Senegal und Frankreich auf. Sie studierte internationale Wirtschaft und Film in Paris, was es ihr ermöglichte, ihre Leidenschaften für Kunst und sozioökonomische Analyse zu verbinden. Mit ihrer senegalesischen Firma Boul Fallé Images ist sie Autorin, Regisseurin und Produzentin.
Ihr erster Film, Boul Fallé, la voie de la lutte (Boul Fallé, The Wrestling Way, 2009), wirft ein Schlaglicht auf die gleichnamige senegalesische Jugendbewegung. Die Dokumentation beleuchtet das Engagement und die Proteste junger SenegalesInnen und enthüllt die sozialen und politischen Spannungen des Landes. 2016 präsentierte sie ihren zweiten Dokumentarfilm, The Revolution Won’t Be Televised, auf der Berlinale (Forum), wo er den Kritikerpreis erhielt. Der Film porträtiert die senegalesische Protestbewegung Y’en a marre (Wir haben die Schnauze voll), die sich gegen die erneute Kandidatur von Präsident Abdoulaye Wade im Jahr 2011 formierte. Rama Thiaw zeigt die Rapper Thiat und Kilifeu inmitten von Meetings, Kampagnen, Verhaftungen und Konzerten. Der Film erforscht die Rolle dieser Jugendbewegung im politischen Umbruch Senegals und zeigt die enge Verbindung zwischen Musik und Politik. 2019 organisierte und kuratierte die Künstlerin die erste Edition der „Sabbar Artistiques – Ateliers Reflexives Féminins de Dakar“, eine multimediale Veranstaltungsreihe zur Rolle Schwarzer Frauen seit den 1968er Jahren.
Rama Thiaw ist der Meinung, dass Kunst, die sich darauf beschränkt, den Westen in seiner Suche nach Geld und Prestige zu imitieren, sich in einer kapitalistischen Logik verfängt und niemals die einer Gesellschaft aufgezwungene Knechtschaft zu überwinden vermag. Für sie ist „Kunst ohne Politik, Wirtschaft, Philosophie und Spiritualität eine leere Hülle.“ Mit ihren Projekten engagiert sie sich intensiv in sozialen und politischen Belangen und nutzt das Kino als wirkmächtiges, ausdrucksstarkes Werkzeug der Veränderung. Derzeit arbeitet sie an drei Projekten: La vie en spirale, einer Adaption des gleichnamigen Romans von Abasse Ndione; La Disparition (The Vanishing), einem Dokumentarfilm; und Zion Music, einem langen Dokumentarfilm über die politische Geschichte des Reggaes.
Text: Ibou Diop