Thailand, Bildende Künste, 2021

Som
Supaparinya

Ten Places in Tokyo synchronized,10 channel video, 2016 ©MAIIAM Contemporary Art Museum

Nach ihrem Abschluss an der Fakultät für Bildende und Angewandte Kunst der Universität Chiang Mai in den 1990er Jahren und einem Postgraduierten-Diplom in Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig kehrte Som Supaparinya in ihre Heimatstadt Lamphun im Norden Thailands zurück, um dort multidisziplinär als Künstlerin zu arbeiten. Inspiriert von der Chiang Mai Social Installation, einem von KünstlerInnen initiierten Festival, das einen Wendepunkt in der zeitgenössischen Kunstszene Thailands darstellte, gründete Som 2013 die KünstlerInnen betriebene Chiang Mai Art Conversation mit, die lokale Kunstaktivitäten wie Broschüren mit künstlerischen gestalteten Landkarten sammelt, teilt und produziert sowie eine Website unterhält.

In ihrer Arbeit als Kartografin verkörpert Som die komplexe Sozialgeschichte ihres Heimatlandes und Südostasiens anhand von Klang, Fotografie und Bewegtbildern, wobei sie einen dokumentarischen Ansatz verfolgt. Ihre Videos, die oft als zwei oder Mehrkanalinstallationen gezeigt werden, werfen kritische Fragen zu verdrängten Infrastrukturproblemen auf, insbesondere zum Thema Energie. Die Auswirkungen auf das Ökosystem macht sie durch deren Verankerung an verschiedenen Standorten und im kollektiven Gedächtnis deutlich. Sie betrachtet ländliche und urbane Landschaften als umkämpften Boden, der mit traumatischen Erinnerungen gefüllt ist. Diese resultieren aus einer ungelösten geopolitischen Geschichte, die in der Kolonialzeit begann und bis in die Gegenwart reicht.

Soms frühe Werke spiegeln ihr Interesse an ihrem kulturellen Erbe und an Konfliktgebieten wider. Die von ihr porträtierten Figuren reichen von Familienmitgliedern bis hin zu historischen Persönlichkeiten, wie die französischen Entdecker, die das Mekong-Gebiet durchquerten, oder der japanische Fotograf, der im Norden Thailands während des Zweiten Weltkriegs der Spionage verdächtigt wurde. In My Grandpa’s Route Has Been Forever Blocked (2012) untersuchte Som eine Flussverbindung am Ping-Fluss, die ihr Großvater für seinen Holzbetrieb genutzt hatte und die aufgrund des Dammbaus im Jahr 1958 verschwunden war. Dieses Projekt veranlasste sie dazu, sich intensiver mit der Politik der Energieerzeugung und -verteilung zu befassen, insbesondere in Hinblick auf die Auswirkungen der Fukushima-Katastrophe von 2011. Ihre Installation Ten Places in Tokyo (2016) zeigte die zehn Gebiete mit dem höchsten Stromverbrauch in der japanischen Hauptstadt. Fasziniert von der Kolonialgeschichte und der zeitgenössischen Politik/Wirtschaft in Südostasien, stellte Som in der Zweikanal-Videoinstallation A Separation of Sand and Island (2018), die erstmals auf der 12. Gwangju Biennale in Südkorea gezeigt wurde, die Bedrohung des Mekong-Flusses durch den Bau zahlreicher Staudämme und die wirtschaftliche Expansion Chinas den Expeditionen französischer „Entdecker“ in Laos im 18. Jahrhundert gegenüber.        

Som Supaparinya befasst sich derzeit mit einer neuen Arbeit, die die Geschichte des lokalen Widerstands gegen den Staat seit der internen Kolonisierung Siams Ende des 19. Jahrhunderts untersucht. Ihr Widerstandsprojekt ist ein einminütiges Zeitraffervideo, das sich aus 1500 Standbildern zusammensetzt, die verschiedene Orte des Widerstands in Thailand abbilden. Das Video enthüllt unvermittelt verborgene und traumatische Geschichten, wie beispielsweise den Aufstand der Heiligen Männer in der Provinz Isan. Ihre laufenden Recherchen befassen sich auch mit der ungeschriebenen Geschichte der japanischen Besatzung, wobei sie Morinosuke Tanakas Fotografien als Ausgangspunkt für die Erstellung einer Karte von den Spuren des Zweiten Weltkriegs im Norden Thailands nutzt. Durch akribische Recherche hinterfragt und zeigt Som beharrlich wenig bekannte oder verdrängte Geschichten, indem sie Gegenerzählungen aus ihrer Heimat ausgräbt und untersucht.

Text: Gridthiya Gaweewong
Übersetzung: Anna Jäger

Vergangen

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