Kanada, Bildende Kunst, 2009

Tim
Lee

Born in 1975, Seoul, Korea

Der 1975 in Seoul geborene Tim Lee, der in Vancouver studiert hat und dort heute noch lebt und arbeitet, ist ein Crossover-Künstler, der Konzeptkunst, Aneignungsstrategien und Performance miteinander in Verbindung bringt. Lee entspinnt in seinem Werk ein breit gefächertes Netz von Referenzen, dessen Spektrum von Künstlern wie Robert Smithson und Dan Graham über den Komiker Steve Martin bis hin zu Rockmusikern wie Iggy Pop oder Neil Young reicht. Deren Geschichte und Schaffen bedient sich Tim Lee in seinen Videos, Fotografien, Klanginstallationen und Skulpturen, wobei er immer wieder seinen eigenen Körper in ein oft humoristisches ästhetisches Spiel bringt.

Ein gutes Beispiel für Lees künstlerischen Ansatz ist die Fotoarbeit „Untitled [Steve Martin, 1972]“ (2005): Tim Lee ist darauf lebensgroß zu sehen, und zwar vor einem Spiegel in einer schon klassischen Pose von Steve Martin stehend. Lee spielt wie Martin das Banjo, sein Kopf ist dabei, ebenfalls wie bei Martins Vorlage, mit einem Pfeil scheinbar durchbohrt. Doch der junge Künstler spielt, anders als der Komiker, linkshändig, ein Fehler, den eigentlich der Spiegel korrigieren müsste, was er aber signifikanterweise nicht tut. So kommt fast schon klammheimlich eine weitere Referenz zum Tragen, nämlich die zu Dan Graham und dessen Interesse an den optischen Implikationen von Spiegelungen.

In einem weiteren Projekt zu Steve Martin mit dem Titel „My My, Hey Hey [Out of the Blue] / Hey Hey, My My [Into the Black], Neil Young, 1979 [Steve Martin, 1979]“ (2007), schließt Tim Lee Momente vom Martins und Neil Youngs künstlerischen Leben miteinander kurz. Während eines Residency-Aufenthaltes am CCA Wattis in San Francisco war Lee aufgefallen, dass beide 1970 in San Francisco für sie wichtige Liveauftritte gegeben haben. Martin gab eine legendäre Stand-Up-Comedy-Show und brachte dabei selbstverständlich auch sein Banjo zum Einsatz, Young performte das Konzert „Rust Never Sleeps“, das später als Live-LP erschien. Martin betonte damals während seines Auftritts: „Auf einem Banjo kann man keinen traurigen Song spielen“ – prompt versucht der Nicht-Musiker Lee das Gegenteil zu beweisen, indem er den Song „My My Hey Hey“ von „Rust Never Sleeps“ mit dem Banjo als melancholische Weise zu spielen lernt. Das Resultat dieser Übung ist später als Klanginstallation in einem Fahrstuhl zu hören, der Kunstfreunde zu dem Ausstellungsraum fährt, für den Lee sein Projekt konzipiert hat. Dieses vermeintliche Intro zur Ausstellung behauptet der Künstler dann aber als Hauptteil der Show, die eigentlich ausgestellten Werke seien eher nur „Fußnoten“. Augenzwinkernd verrät, im doppelten Sinn des Wortes, er so das Begehren des Kunstpublikums nach visuell erfahrbaren und kaufbaren Objekten.

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