Tomaž
Šalamun
Tomaž Šalamun wurde 1941 in Zagreb, Jugoslawien, geboren. Er studierte Kunstgeschichte an der Universität von Ljubljana. In den 60er Jahren arbeitete er als Concept- und Environmentkünstler und experimentierte mit Sprache. Šalamun war Mitglied der multimedialen Gruppe OHO-Kollektiv und nahm an Ausstellungen im ehemaligen Jugoslawien wie auch in New York teil.
Selten hat ein junger Mann die Dichtung seines Landes so radikal umgestülpt und jedwede Autorität herausgefordert wie Šalamun. 1964 wurde er als Redakteur der Literaturzeitschrift Perspektive zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, kam jedoch auf internationalen Druck nach fünf Tagen wieder frei und wurde über Nacht zu einer Symbolfigur. „In der Folge musste ich meinen Gedichten alles geben, um diesem unverdienten Ruhm gerecht zu werden.“
Der erste Amerika-Aufenthalt beeinflusste Šalamuns Schreiben stark, ebenso wie die weiteren Auslandsaufenthalte in den achtziger Jahren in Italien, Frankreich und Mexiko. Ab 1971 nahm er zwei Jahre lang am International Writing Program der Universität Iowa teil und kehrt seit der Zeit immer wieder als Gastprofessor an amerikanische Universitäten zurück. Neben seiner eigenen schriftstellerischen Tätigkeit übersetzte Šalamun auch Werke von W.C. Williams, Apollinaire, Wallace Stevens u.a.
Šalamuns erster Lyrikband „Das Pokerspiel“ erschien 1966 im Untergrund und markiert einen Neubeginn in der slowenischen Lyrik nach dem Krieg. Bis heute erschienen von Šalamun mehr als 31 Gedichtbände, sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Šalamun nennt sich selber ein „Ungeheuer“, das im Schreiben das Ungeheuerliche der menschlichen Seele erkundet und dabei die Grenzen und Regeln seiner Muttersprache sprengt. Seine Gedichte verbinden das Experimentelle und Visionäre der europäischen Lyrik mit der Provokation und Nüchternheit der nordamerikanischen Dichter.
Seine Poetik der Rebellion ist eine Negation ohne Programm, ein Akt der Selbstbefreiung und offenen Suche. Schnell, spielerisch, absurd, gegenwartsprall sind seine Gedichte, zuweilen auch zärtlich und sensitiv. Es mag nicht zuletzt diese stilistische Vielfalt sein, der Šalamun seine Popularität in Slowenien verdankt. Witzig, elegant und provokant entsteht ein Sprung in die Mitte der eigenen Imagination, dort, wo sich persönliche Freiheit entfaltet und wo das Erhabene zu ahnen ist.
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung
Ein Stengel Petersilie im Smoking.
Aus dem Slowenischen von Peter Urban. S. Fischer, Frankfurt am Main 1972
Wal.
slowenisch-deutsch. Ausgewählt und übersetzt von Fabjan Hafner. Droschl, Graz 1990
Vier Fragen der Melancholie.
slowenisch-deutsch. Aus dem Slowenischen von Peter Urban. Edition Korrespondenzen, Wien 2003
Aber das sind Ausnahmen.
Aus dem Slowenischen von Peter Urban. Edition Korrespondenzen (Ergänzte Neuauflage von „Ein Stengel Petersilie im Smoking“, 1972) 2004
Ballade für Metka Krasovec.
Aus dem Slowenischen von Fabjan Hafner. Edition Korrespondenzen, Wien 2005
Lesen: Lieben.
Gedichte aus vier Jahrzehnten. Aus dem Slowenischen und mit einem Nachwort von Fabjan Hafner. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006