Zygmunt
Krauze
Zygmunt Krauze (geb. 1938 in Warschau) studierte Klavier bei Maria Wiłkomirska und Komposition bei Kazimierz Sikorski. Nach seinem Abschluss an der Nationalen Musikhochschule in Warschau 1962 (Klavier) und 1964 (Komposition) war er in Polen als Pianist, Komponist und Förderer von Avantgarde-Musik tätig. Krauze debütierte 1965 auf dem Festival Warschauer Herbst mit seinem Streichquartett Nr. 1. Im Jahr 1966 erhielt er ein Stipendium der französischen Regierung, um in Paris bei Nadia Boulanger zu studieren, und im selben Jahr gewann er den ersten Preis als Pianist beim Gaudeamus-Wettbewerb in den Niederlanden. 1967 gründete er das Ensemble Warsztat Muzyczny (Musikwerkstatt), das er fünfundzwanzig Jahre lang leitete. Neben Krauze am Klavier bestand das Ensemble aus dem Klarinettisten Czesław Pałkowski, dem Posaunisten Edward Borowiak und dem Cellisten Witold Gałązka. Das Ensemble spezialisierte sich auf die Aufführung zeitgenössischer Musik, gab neue Werke bei vielen verschiedenen Komponisten in Auftrag und trat häufig in Polen wie auch international auf. In den 1960er Jahren arbeitete Krauze regelmäßig mit dem britischen Komponisten Cornelius Cardew und dem Pianisten John Tilbury zusammen. Als Komponist war Krauze von traditioneller Musik, bildender Kunst und Architektur inspiriert. Seine Musik setzt erfolgreich verschiedene interdisziplinäre Perspektiven und Konzepte um und nutzt experimentelle Aufführungsformate wie Wanderkonzerte und Klanginstallationen. Neben der Fluxus-Bewegung und der Performance-Kunst der 1960er Jahre, die Wirkung auf sein Schaffen zeigten, interessiert er sich für Konzepte des Raums und bezieht oft dreidimensionale Aspekt in seine Kompositionen ein.
Krauze war einer der ersten polnischen Komponisten, der seine Musik in sogenannten White Cubes und Galerieräumen aufführte. In den 1950er und 1960er Jahren waren die Bilder des polnischen Avantgarde-Künstlers Władysław Strzemiński eine wichtige Inspirationsquelle für ihn. In dieser Zeit entwickelte Krauze seinen minimalistischen Stil in der Musik, der auf Strzemińskis Konzept des Unismus basiert. Zu den Kompositionen, die dieses Prinzip umsetzen, gehören Pięc kompozycji unistycznych (Fünf einheitliche Stücke) für Klavier von 1963, Polichromia (Polychromie) von 1968, Utwór na orkiestrę nr 1 (Stück für Orchester Nr. 1) von 1969 und Streichquartett Nr. 2 von 1970. Er führte seine Kompositionen häufig am Klavier auf und experimentierte mit dem Klang des Instruments. Auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD (BKP) verbrachte Zygmunt Krauze ein Jahr in Berlin und komponierte in dieser Zeit mehrere Stücke. Dazu gehören One Piano Eight Hands, das 1973 für vier Musiker und ein verstimmtes Klavier geschrieben und im April des Jahres bei den Wittener Tagen für Neue Musik uraufgeführt wurde, sowie die Komposition Aus Aller Welt Stammende (1973) für Streichinstrumente. 1974 erhielt Krauze vom Metamusik-Festival in Berlin den Auftrag, eine Raumkomposition mit dem Titel Automatophone für fünfzehn Spieluhren und fünfzehn verstärkte Zupfinstrumente zu schreiben. Die Uraufführung dieses siebzigminütigen Stücks fand im Oktober 1974 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin statt.
Text: Monika Żyła
Übersetzung: Anna Jäger