Bildende Künste
Die politischen Veränderungen seit 1989, die mit dem Fall der Mauer ihren so anschaulichen wie symbolischen Ausdruck fanden, haben insbesondere Berlin für viele Kulturschaffende zu einer attraktiven Stadt gemacht. Bildende KünstlerInnen wurden in den folgenden Jahrzehnten angezogen von den urbanen Umbrüchen, die neue Freiräume versprachen und nach wie vor große Faszination ausstrahlen. Die steigende Zahl von Bewerbungen im Bereich Bildende Künste legte es nahe das Auswahlverfahren zu verändern: Seit 1992 werden die Fellows von einer unabhängigen Jury nominiert und ausgewählt.
Berlin wurde als Ort räumlicher und sozialer Neuverhandlungen von bildenden KünstlerInnen als neue Heimat angenommen. Eine bedeutende Anzahl ehemaliger Fellows aus den 1990er und 2000er Jahren hat sich als ein nicht mehr wegzudenkendes kulturelles Moment in die verschiedenen Szenen und künstlerischen Entwicklungen der Stadt eingeschrieben. Zu den ehemaligen Fellows, die zeitweise und in vielen Fällen bis heute ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin verlagert haben, gehören u. a. Tacita Dean, Mariana Castillo Deball, Jimmie Durham, Douglas Gordon, Bethan Huws, Dolores Zinny und Juan Maidagan, Matt Mullican, Emeka Ogboh, Willem de Rooij, Anri Sala und Paola Yacoub.
Seit den 2010er Jahren haben sich das Berliner Künstlerprogramm des DAAD und insbesondere der Bereich Bildende Künste immer stärker darauf fokussiert, KünstlerInnen und weitere Partner aus dem Globalen Süden in das Programm einzubinden. Während Fragen der Internationalisierung von der Gründung 1963 in West-Berlin bis zum Mauerfall vor allem politisch motiviert waren, ist es heute vielmehr erklärtes Ziel, Impulse und Austausch unabhängig und außerhalb des etablierten westlichen Kunstbetriebs und dessen Markt-Dynamiken zu ermöglichen und zu fördern. Aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse aus globalen Perspektiven und verschiedenen kulturellen Zusammenhängen bestimmen zunehmend das Profil der Fellows und der mit ihnen realisierten Projekte – was sich deutlich in den Nominierungs- und Auswahlprozessen widerspiegelt. Auch die Kommerzialisierung Berlins als Kulturstandort und die damit verbundenen Mechanismen der Verdrängung und Vereinheitlichung prägen heute die Aktivitäten des Programms und die Begegnungen der Fellows mit der Stadt und ihren Gesellschaften. Die 1978 gegründete daadgalerie bleibt der Angelpunkt der Präsenz und des öffentlichen Dialogs der Fellows der bildenden Künste und anderer Sparten, wobei die Erprobung transdisziplinärer Praktiken in verschiedenen Formaten in den letzten Jahren wieder zu einem zentralen Aspekt der eigenen Positionierung geworden ist. Dabei gewinnt auch die Vernetzung mit lokalen institutionellen Partnern, Hochschulen und AkteurInnen im Bereich der Künste stärker an Bedeutung, um immer knapper werdende Ressourcen zu teilen und gemeinsam eine autonome Wirkungskraft zu erhalten – auch außerhalb Berlins.
Die Gründungsidee des Berliner Künstlerprogramms, Treffpunkt zu sein, bekommt unter diesen Vorzeichen neue Formen der Relevanz und stellt die Institution und die involvierten AkteurInnen vor aktuelle Herausforderungen und Aufgaben.
Wichtige Information zum Auswahlprozess: In der Sparte der bildenden Kunst werden fünf KünstlerInnen von einer Fachjury nominiert und ausgewählt. Aus diesem Grund können in dieser Sparte keine Bewerbungen eingereicht werden.