Albertina Carri: Cine Puro
Mit Arbeiten von Albertina Carri
Für ihre erste Ausstellung in Europa zerlegt die Filmemacherin und vielseitige Künstlerin Albertina Carri das Medium Film in seine wesentlichen Elemente: Form, Bewegung, Rhythmus und Montage. Anknüpfend an die Avantgarde-Bewegung des „cinéma pur“ der 1920er und 1930er Jahre setzt Carri den Materialcharakter des Kinos in Szene. Aus obsolet gewordenen Filmprojektoren, 7.000 Metern Filmstreifen, Landschaftsaufnahmen, Soundtracks und autobiografischen Dokumenten konstruiert sie in der daadgalerie ein experimentelles, erzählerisches Dispositiv.
Wie in Carris gesamter Filmografie bildet auch in Cine Puro Argentinien als politisches Territorium und emotionale Landschaft den Bezugsrahmen, um Mechanismen der Darstellung zu durchleuchten. Ihre Ausstellung reflektiert aber auch Kino als ein Gewerk, das nicht mit dem Guckkasten der Kinosäle gleichbedeutend ist. Kino entsteht durch das Eigenleben der Maschinen und in der Erfahrung der ZuschauerInnen. Kino entsteht auch dann, wenn Projektoren kollabieren oder Pilze alte Zelluloidstreifen befallen.
In Carris Ausstellung wirft ein Super-8-Projektor das spanische Wort „presente“ flackernd auf eine Wand. Als Adjektiv steht es für anwesend, immer noch da: Mit dieser Losung wird der verschwundenen Opfer der argentinischen Militärdiktatur gedacht. Als Nomen steht „presente“ für die Gegenwart, die gemeinsame Zeit. Indem Carri den Galerieraum mit ihrer Forderung nach einer gemeinsamen Gegenwart markiert, legt sie die Grundlagen für ein Kino nach dem Kino.
Zur Ausstellung erscheint ein Booklet mit Texten von Jens Andermann und Roger Koza.
Soft Opening am 27. Januar 2022, 18 – 21 Uhr
Um Terminbuchung wird gebeten.
Für das Soft Opening gilt 2 G Plus. Eingelassen werden nur Personen, die geimpft oder genesen sind und die zusätzlich über einen aktuellen Test oder über eine Boosterimpfung verfügen. Bitte tragen Sie eine FFP2-Maske.
Laufzeit 28. Januar – 6. März 2022
Unterstützt vom Außenministerium der Republik Argentinien und dem Goethe-Institut Buenos Aires
Bild: Pablo Jantus