Anneke Brassinga: Fata Morgana, dürste nach uns
08.11.2016 / 20:00 – 22:00
Mit Anneke Brassinga
Seit Mitte der 1980er Jahre bezaubert Anneke Brassinga, die große niederländische Dichterin und „Sprachmagierin“ (Rob Schouten), wie sie liebevoll tituliert wird, ihre Leserschaft mit einem einzigartigen Erfindungsreichtum und Gespür für das Material der Sprache. Ihre Gedichte umkreisen ein zentrales Paradox unserer menschlichen Existenz: Nichts weiter zu sein als ein Stück Materie – und doch mit dem Vermögen begabt, uns einen Gott zu erfinden, eine Seele. Von der Sehnsucht geleitet zu sein, der Welt Bedeutung einzuhauchen, ihr Sinn zu verleihen – im Wissen um die Unzulänglichkeit dieser Daseinsillusion. Alles in Anneke Brassingas Dichtung rührt von hier her: Dem Impetus, dem unvergeudeten Reichtum unserer Sehnsüchte Raum zu verleihen. Die überbordende Fülle des Glücks, des Glanzes zu preisen – im Wissen um ihr Nichtvorhandensein. Und das unauflösbare Spannungsfeld zwischen den nackten Tatsachen und der Unendlichkeit im Kopf auszuhebeln, allein durch die lebendige Wirklichkeit und Kraft der Sprache. Was ihr dabei gelingt: Eine Feier der Sprache in überbordender, irisierender Fülle – vermittels Beschreibungen der Natur, der Liebe, der Erotik, der Musik. Anneke Brassingas Werk ist in Sprache verwandelte Ek-Stase. Und „das klopfende Herz des Textes“ sein Tier.
Anneke Brassinga, 1948 in Schaarsbergen / Niederlande geboren, lebt in Amsterdam. Seit 1985, als mit „Brassinga’s debuut“ ihre erste Publikation erschien, folgten zehn weitere Gedichtbände, für die sie 2015 mit dem wichtigsten Literaturpreis ihres Landes ausgezeichnet wurde: dem P.C. Hooft-Prijs für ihr dichterisches Lebenswerk. Anneke Brassinga war 2014 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. „Fata Morgana, dürste nach uns“ (aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm und Oswald Egger, mit einem Nachwort von Erik Lindner) ist der erste Auswahlband, der von Anneke Brassinga auf Deutsch erscheint, als Band Nr. 28 in der Spurensicherungsreihe des Berliner Künstlerprogramms des DAAD im Verlag Matthes & Seitz Berlin.
Eine Kooperationsveranstaltung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, des Literaturhauses Berlin und der Botschaft des Königreichs der Niederlande.
Mit einem Gastauftritt der niederländischen Jazz- und Improvisationsmusiker Ig Henneman (Bratsche) und Ab Baars (Saxophon, Klarinette, Shakuhachi)
Moderation: Cornelia Jentzsch
Eintritt 8,– / 5,– Euro
Foto: Krzysztof Zielinski