Paola Yacoub. BEY002
Mit Arbeiten von Paola Yacoub
8. Juli bis 19. September 2021
Paola Yacoub stellt in der Ausstellung BEY002 die archäologischen Ausgrabungen im Stadtzentrum Beiruts seit den 1990er-Jahren bis heute in den Fokus ihrer künstlerischen Betrachtung und Analyse. Nachdem sie als Architektin für das Institut Français d’Archéologie du Proche-Orient von 1995-1999 vor Ort gearbeitet und seitdem verschiedene Wege der Bestandsaufnahme erprobt hat – in Form von Zeichnungen, Fotografien, historischen Recherchen und Texten – schließt sie den Prozess dieser langjährigen Auseinandersetzung mit der 2019 entstandenen Textilarbeit BEY002 ab.
Das zentrale Ausstellungsstück zeigt eine Zeichnung von Paola Yacoub, die ein Detail der Ausgrabungen abbildet und in Form eines von der Pariser Traditionsmanufaktur Manufacture Nationale des Gobelins gewebten Teppichs dem ursprünglichen Dokument einen neuen Status verleiht. Der raumgreifende Teppich wurde von 2013 bis 2019 in Zusammenarbeit produziert, wobei insbesondere die von Yacoub für ihre Zeichnungen eigens entwickelte Farbkodierung untersucht und auf die Färbetechniken der Wollfäden übertragen werden musste. Die Präsentation verweist durch den Dialog zwischen den gezeigten Objekten auf die Zuschreibungen, die durch handwerkliches Fachwissen und Expertenwissen automatisch verliehen und oftmals durch politische und koloniale Machtstrukturen untermauert werden.
Der heutige Blick auf den Stadtkern Beiruts, nachdem im August 2020 eine Explosion weite Teile des Stadtzentrums zerstörte und das Land zunehmend in einen anhaltenden Krisenmodus führte, findet über politische Karikaturen des von Yacoub eingeladenen Künstlers The Art of Boo Einzug in die Ausstellung
Paola Yacoub lebt und arbeitet in Berlin und war 2004 gemeinsam mit Michel Lasserre Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Kuratorinnen der Ausstellung: Corinne Diserens und Melanie Roumiguière.
Bild: Mission archéologique française du Centre-ville de Beyrouth (BEY002). Institut français du Proche-Orient