Das Buch der Opritschniks
Mit Arbeiten von Vladimir Sorokin
und Jaroslav Schwarzstein (Grafik)
Eröffnung: Freitag, 9. Januar 2015, 19.00-21.00 Uhr
Schon in seinem antiutopischen Roman „Der Tag des Opritschniks“ (2006, dt. 2007 von Andreas Tretner) hatte Vladimir Sorokin die Welt des russischen Mittelalters und eines neureichen Russlands des Jahres 2028 in eins gesetzt, um „ein exemplarisches Psychogramm der Putin-Epoche“ (Kerstin Holm) zeichnen zu können.
Ausgehend von diesem Roman, begannen der in Hannover beheimatete Grafiker Jaroslav Schwarzstein und Vladimir Sorokin (BKP-Gast 1992) vor einigen Jahren, gemeinsam eine bildnerische Form für das Universum der Terrorordensbrüderschaft der Opritschniks zu entwickeln. Entstanden ist so, im Wechselspiel der beiden, ein eigenständiges Objekt, das aus 34 großformatigen Siebdruckbögen von 55 x 72 cm besteht, die im Handpressenverfahren hergestellt wurden, und Grafiken Jaroslav Schwarzsteins und Kalligrafien Vladimir Sorokins vereint: Das Buch der Opritschniks, das Dank der Unterstützung des Kunstsammlers Leonid Ogarev in einer Auflage von 19 Exemplaren gedruckt werden konnte, ein schillernder Hybrid, der wie ein altrussischer Cyberpunk-Comic gelesen werden kann und in der Formsprache von Bilibins russischen Märchenillustrationen sowie Moebius‘ „Sternenwanderern“ und Bilals „Treibjagd“ einen Blick hinter die Welt des schönen Scheins erlaubt, mitten hinein ins Antlitz der Macht: der Kreml als zuckerweiße, süße Droge, eine dunkel leuchtende Christus-Erlöser-Kathedrale, die Wände mit Märtyrer-Schmerzensbildern überzogen, windschnittige feuerrote Schlitten vor der Geheimdienstzentrale Lubjanka, Zechgelage und Banjaszenen im Männerbund mit Folterspielchen – ergänzt um Vladimir Sorokins Kalligrafien, die ihn zu seinen beruflichen Anfängen als Buchillustrator, Maler und konzeptioneller Künstler zurückführen.