Dreamlives of Debris
22.03.2016 / 20:00 – 22:00
Mit Karen Power, Lance Olsen
Mit einer Lesung von Lance Olsen und einer explorativen Komposition von Karen Power
In seiner Heimat gilt Lance Olsen, der an der Universität von Utah experimentelle Literaturtheorie und -praxis lehrt, als einer der profiliertesten Vertreter des metamodernen Erzählens. Sein Œuvre umfasst derzeit 12 Romane, einen Hypermedia-Text, mehrere Erzähl- und Essaybände (über die Möglichkeiten eines innovativen zeitgenössischen Erzählens) sowie zwei „Anti-Text-Bücher“. Was sein Œeuvre auszeichnet, sind die permanente Überschreitung jeglicher Genregrenzen und das Ineinanderblenden von Lyrik und Prosa, Fakt und Fiktion, Theorie und Narration, um die Grenzen dessen, was wir wissen und (be)schreiben können, stets neu zu hinterfragen. In seinem Roman „Dreamlives of Debris“ (Auszug auf Deutsch von Rainer G. Schmidt), an dem Lance Olsen während seines Berliner Jahrs gearbeitet hat, beschäftigt er sich mit dem alten Mythos von Theseus und Minotauros. Letzterer ist bei ihm kein Wesen mit Stierkopf und menschlichem Körper, sondern ein kleines deformiertes, von den Eltern ins Labyrinth unter Knossos weggesperrtes Mädchen namens Debris, das auf ihrem Weg durch die unterirdischen Gänge zum Medium einer Vielzahl von Stimmen aus verschiedensten geschichtlichen Augenblicken wird. Worum es ihm dabei zu tun ist: Debris‘ Körper und Textkörper sind beide eine De- und Rekomposition von Mythos, Epidermis und Geschichte.
Eines ganz ähnlichen Verfahrens bedient sich die irische Komponistin und Klangkünstlerin Karen Power, 2015 gleichfalls BKP-Gast, die in ihrer Musik konsequent über die Grenzen konzertanter Aufführungen hinausgeht. Nachdem sie für „Instruments of Ice“ in der Arktis unter dem Eis aufgenommene Geräusche als Ausgangspunkt ihrer auralen Partitur genommen und in „Veiled Babble“ mit einem Hydrophon aufgenommene Klanglandschaften aus der Spree hörbar gemacht hatte, hat sie nun eigens für „Dreamlives of Debris“ Lance Olsens Textvortrag aufgenommen und seine Worte in einer etwa 25-minütigen explorativen Komposition mit rekomponierten Klangräumen aus der ganzen Welt kombiniert und gemorpht.
Moderation: Claudia Kramatschek
Foto: © Andi Olsen
Foto: © Kai Bienert