Peilung #7: Реальності / Realitäten / Realities
28.11.2024 / 18:00 – 21:00
Mit Andrii Rachynskyi & Daniil Revkovskyi, Oksana Kazmina
Mit Реальності / Realitäten / Realities setzen Lada Nakonechna und Bettina Klein ihre 2022 initiierte Reihe Peilung fort, die KünstlerInnen, FilmemacherInnen und WissenschaftlerInnen aus der Ukraine eine Plattform für die Präsentation ihrer Arbeit und ein Diskussionsforum bietet.
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr mit dem Screening von Daniil Revkovskyi & Andriy Rachynskyis film Civilians. Invasion (56 min.) und einem anschließenden Gespräch (Ukrainisch mit engl. Übersetzung). Nach einer kurzen Pause beginnt um 19.30 Uhr Oksana Kazminas Performance Contemporary History of Ukraine.
18:00 Uhr:
Daniil Revkovskyis & Andrii Rachynskyis Arbeit Civilians. Invasion (2023), die im ukrainischen Pavillon der diesjährigen Venedig Biennale gezeigt wurde, basiert auf dokumentarischem Material. Die Künstler haben für den knapp einstündigen Film Tausende von Videos gesichtet, die von Zeugen des russischen Einmarsches in der Ukraine in sozialen Netzwerken geteilt wurden. Die multiplen Realitäten, mit denen die Menschen in der Ukraine im inzwischen bereits zehn Jahre dauernden Krieg konfrontiert sind, werden in Videos wiedergegeben, die das Publikum unmittelbar mit der wachsenden Eskalation der Gewalt konfrontieren. Erzeugt der direkte Blick der Augenzeugen, die ihre schrecklichen Erfahrungen mit dem Betrachter teilen, Solidarität und Empathie? Oder fördert er eher eine Distanzierung, die denjenigen, die sich in (vermeintlicher) Sicherheit befinden, ein Gefühl der Entfremdung von der Gefahr vermittelt?
19:30 Uhr:
Oksana Kazmina nutzt in ihrer Performance-Reihe Сontemporary History of Ukraine (kurz CHU) umfangreiche Audio- und Videoarchive, die sie seit 2015 bei Expeditionen zu verschiedenen ukrainischen Orten mit ihren Freunden und Kollegen, mit den Mitarbeitern ihres Dokumentarfilmprojekts Underwater und mit Mitgliedern der NGO Freefilmers, der sie angehört, gesammelt hat. Im Rahmen von Peilung #7 präsentiert Kazmina das neunzehnte, eigens für diesen Anlass konzipierte Kapitel von CHU, das Überschneidungen zwischen Kybernetik, Ritual und bewegtem Bild verhandelt. Kazmina nutzt dabei die Live-Montage und einen nicht-linearen Betrachtungsmodus, um die von ihr bei der Konstruktion der Geschichte getroffenen Entscheidungen offenzulegen. Die Montage von bewegtem Bild, gesprochenem Wort und Live-Präsenz zielt darauf ab, die Kluft zwischen dem jeweiligen Ereignis, der Erinnerung daran und seiner medialen Darstellung aufzuzeigen. Durch die technische Manipulation von Ton- und Videosignalen in Kombination mit „persönlichen“ Gesten oder Performances versucht die Künstlerin, die rituelle oder soziale Funktion einer solchen Schnittstelle einzuführen. Es ist ihre Antwort auf die betäubende und überstimulierende Präsenz der Medien und das Versagen der tatsächlichen Kommunikation.