Wie die Menschheit entstand, gefolgt von der Dichtung
04.02.2015 / 20:00
Mit Charl-Pierre Naudé
Moderation: Monika Rinck
Lesung der deutschen Übersetzungen: Sylvia Geist
Charl-Pierre Naudé, 1958 in Kokstad in der Provinz kwaZuluNatal geboren, ist einer der interessantesten Dichter des zeitgenössischen Südafrikas und steht für eine Generation, die im Zwielicht der Post-Apartheid zu ihrer Stimme fand. Hugenottischer Herkunft, doch von frühauf frasziniert von den Natur und Magie verbindenden Geschichten afrikanischer Stämme, auf Afrikaans und Englisch schreibend, steht die Vielheit für Charl-Pierre Naudés Modus der Weltwahrnehmung und für seine dichterische Position eines Mittlers, in dessen Arbeit das Politische zwar anwesend ist, doch sich in den Prismen des Persönlichen bricht. Er folgt damit der poetischen Haltung des antiken Dichters Catull, dessen Werk trotz turbulenter Phasen des Umbruchs nie per se politisch war. Charl-Pierre Naudé greift gern auf klassische poetische Formen zurück, raut diese ironisch auf und überrascht mit neuen sprachlichen Wendungen sowie ungewöhnlichen Metaphern – auf der Suche nach einer
neuen Perspektive, die mehr umfassen könnte als die geografischen Ausläufer seiner Heimat und es im Idealfall ermöglichte, ein neues „Afrika zu imaginieren“: ein „Afrika“, in dem es ebenjene Alternativen zur vorherrschenden Weltordnung zum Leben zu erwecken gelänge, die in der kulturellen DNA des Kontinents zwar als Hoffnung angelegt sind, doch bislang nicht realisiert werden konnten.
Im aktuellen Frühjahrsheft der Literaturzeitschrift „Schreibheft“ (SH 84) ist eine Auswahl von Gedichten Charl-Pierre Naudés in der Übersetzung Sylvia Geists abgedruckt. Weitere seiner Gedichte sind in der Anthologie „Ankunft eines weiteren Tages. Zeitgenössische Lyrik aus Südafrika“ abgedruckt (2013, Verlag Das Wunderhorn, Deutsch von Sylvia Geist).
Die Veranstaltung findet auf Englisch und Deutsch statt.
Foto: Nicky Rofail