Yitzhak Laor in Lesung und Gespräch
13.02.2017 / 20:00 – 22:00
Mit Yitzhak Laor
Moderation: Michael Krüger
Gesprächspartnerin: Anne Birkenhauer
Yitzhak Laor, geboren 1948 in Pardes Hanna nördlich von Hadera, ist von
der damaligen Atmosphäre in dem Dorf, in dem Schönheit und Tod, Geborgenheit
und Gewalt Hand in Hand gingen, geprägt. Auf der einen Seite des Ortes lebten die Siedler in geordneten Häusern, auf der anderen Seite KZ-Überlebende und Neueinwanderer aus dem Vorderen Orient in ärmlichen Notunterkünften. Seine Beziehung
zur Welt trägt von Anfang an die Spuren der Gewalt, deren Zeuge er täglich mit eigenen Augen wurde. Als er 1972 seinen Militärdienst in den besetzten Gebieten antreten soll, weigert er sich und wird – ein kaum angenehmes Alleinstellungsmerkmal unter den israelischen Autoren – für wenige Wochen verhaftet. Yitzhak Laors Werk umfasst Lyrik, Prosa, Essays und Sachbücher. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit publiziert der studierte Literaturwissenschaftler, der seine Ausbildung mit
einer Promotion über den israelischen Dramatiker Hanoch Levin abschloss, regelmäßig Literaturkritiken in der israelischen Tageszeitung „Ha’aretz“.
Im deutschen Sprachraum ist Yitzhak Laor vor allem als Autor der Romane „Ecce homo“ (dt. 2005) und „Steine, Gitter, Stimmen“ (dt. 2003) bekannt, während seine Lyrik, die nach dem Ort des Einzelnen im Spannungsfeld
von subjektiver Wahrnehmung und sie umgebender Geschichte kreist, hierzulande noch kaum wahrgenommen wurde. Gerade in seinen Gedichten gibt er dem Einzelnen Raum und kündet von der tiefen Verletzlichkeit der Lebenden. Er selbst formuliert den Kern seines poetischen Fragens wie folgt: „Kann ein Dichter, kann seine Sprache, sich ernstlich gegenüber der Macht der Schönheit und des Augenblicks gleichgültig zeigen oder müssen
er und seine Sprache es zulassen, dass Erinnerung (Geschichte, Politik) in die überwältigende Schönheit des Frühlings, der Liebe, der Jugend und der ewigen Wiederkehr des Lebens eingreift?“
Yitzhak Laor liest aus von Paul-Celan-Preisträgerin Anne Birkenhauer eigens für den Abend übersetzten Gedichten.
Ein erster deutscher Auswahlband mit Gedichten Yitzhak Laors ist im Rahmen der Spurensicherungs-Reihe des Berliner Künstlerprogramms des DAAD bei Matthes & Seitz Berlin in Planung.
Der Eintritt ist frei.
Foto: Krzysztof Zielinski