Projektakten
Das Berliner Künstlerprogramm des DAAD (BKP) stand von Beginn an neben der Ermöglichung von Residenzaufenthalten in Berlin auch für die Unterstützung der künstlerischen Produktion der aktuellen und ehemaligen Fellows. Zur Realisierung gemeinsamer Projekte stand in den Jahren bis 1978 die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern und Institutionen in der Stadt und über Westberlin hinaus im Fokus. Die Beteiligung an der Umsetzung künstlerischer Werke aller Sparten, von Ausstellungsprojekten, Konzerten, Lesungen und weiteren öffentlichen Veranstaltungen seit den späten 1960er Jahren ist in umfassenden Akten des Archivs großteils dokumentiert. Das Digitale Archiv gibt nun erstmals Aufschluss über die Vielzahl an künstlerischen Projekten der Fellows, die in Zusammenarbeit mit dem BKP entstanden sind. Hier finden sich Unterlagen zur Produktion, Skizzen, Fotografien, Drucksachen und Korrespondenzen zu Projektentwicklungen und -ergebnissen.
Anfang der 1970er-Jahre kamen Künstler*innen kaum um die Fragestellung politisch gesellschaftlicher Zusammenhänge herum. Auch nicht in der Neuen Musik. Für das kleine Festival Musiktage Berlin April ’73, das die Musik Projekte Berlin in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm und anderen Berliner Institutionen organisierten, gab es beispielsweise ein Programmheft, das Texte über verschiedene Aspekte politischer Auseinandersetzung in den Konzerten der Musiktage zur Diskussion stellte. Neben aktuellen DAAD-Gästen wie Cornelius Cardew, John Cage und Alcides Lanza waren auch ehemalige Gäste wie Frederic Rzewski und Makoto Shinohara vertreten.
Noch politischer wurde es ein Jahr später, als sich das Berliner Künstlerprogramm öffentlich vom Konzert politischer Musik zur Unterstützung der Volksambulanz in Bethanien am 16. Dezember 1974 im Quartier Latin distanzierte, obwohl es das Konzert, an dem Cornelius Cardew beteiligt war – zu dieser Zeit Gast des Berliner Künstlerprogramms –, finanziell unterstützt hatte. „Die Distanzierung“, so berichtete Der Tagesspiegel, erfolgte auch deshalb, weil „gegen die Künstlerhaus Bethanien GmbH polemisiert werden solle, deren Gesellschafter der DAAD sei“. Die Zusammenarbeit mit Musik Projekte Berlin wurde eingestellt.
Recherche und Text: Iris Ströbel