Giulio
Castagnoli
geboren am 22. Nov. 1958 in Rom, Komponist. Giulio Castagnoli schloß sein Musikstudium am Konservatorium von Turin 1982 mit dem Diplom in Klavier (bei Maria Golia [* 1916]) und Komposition (bei G. Bosco) ab; 1983 beendete er darüber hinaus ein Studium der Literatur und Philosophie an der Universität der Stadt. Anschließend erwarb Castagnoli weitere Diplome bei Brian Ferneyhough (* 1943) an der Hochschule für Musik in Freiburg i.Br. und 1987 bei Franco Donatoni (* 1927) an der Accademia di Santa Cecilia in Rom. Eine Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD ermöglichte ihm von 1998 bis 1999 einen Aufenthalt in Berlin. Im Jahr 1987, als er die Zeitschrift Quaderni di musica nuova gründete, die er bis heute leitet, gewann Castagnoli den Oscar-Back-Preis des Concertgebouw in Amsterdam für Duo per violino solo sowie den Premio Valentino Bucchi in Rom für Bestiario. Seit 1984 unterrichtet er Komposition am Konservatorium von Turin und seit 1999 an der dortigen Universität.
Das umfangreiche und vielseitige Schaffen von Giulio Castagnoli ist gekennzeichnet durch die Erforschung verschiedener Zustände des Klangs. Diesen faßt er als ursprüngliche zu “komponierende” (im Sinne von “zusammensetzen”) Materie auf, die man neu erfindet durch die räumliche Dimension, in der sich akustisch die unendlichen Möglichkeiten verwirklichen, welche die schriftlich fixierte Komposition bietet. Seit den ersten Kammermusikwerken und Kompositionen für Orchester (Klang, 1986; Numeri, 1987), die unter dem Einfluß von G. Scelsi entstanden, bis zu den neueren Kompositionen (Tre musiche a china, 1992), die der orientalischen Gedankenwelt nahestehen und auf einer eigenen Interpretation der Modalität basieren (Fioriture, 1996), gilt die besondere Aufmerksamkeit Castagnolis der Klangfarbe als vorrangigem Element seines Experimentierens. Seine Werke sind reich an interdisziplinären Anregungen (Al museo, 1991; Isole, 1998) und neigen zu einer taktilen Umsetzung der Klangbilder.
Angela Ida De Benedictis