Das Berliner Künstlerprogramm des DAAD zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse

Mehr Europa, aber anders als bisher
Im Gespräch:

Mathias Énard (F), BKP-Gast 2013
Stefan Hertmans (B)
Ivana Sajko (HR), BKP-Gast 2016

Moderation: Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung)

Die Flüchtlingsströme nach Europa, die Terroranschläge von Paris und Brüssel, der Siegeszug der Rechtsparteien von Polen über Finnland und Frankreich, Dänemark bis Deutschland, das Wirtschafts- und Finanzdiktat der Banken und Industriemultis zeigen es deutlich: Das politische Europa steckt in der tiefsten Krise seit seiner Gründung. Klar ist: Kein Land kann die Probleme im Alleingang lösen. Abschottung hilft nicht. Wenn Europa, mit Guiseppe Tomasi di Lampedusa gesprochen, will, daß es bleibt, wie es ist, muß es sich grundlegend ändern. Sich von der überkommenen Vorstellung einer Gemeinschaft christlicher Nationalkulturen verabschieden. Dem politisch-materialistischen Gründungsimpetus der Union Europas originäre kulturelle, humanistische Werte – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – als Charta zur Seite stellen. Der Furcht vor dem Fremden das Wissen um die unteilbare Gleichheit der Menschen. Und es darf die große Zahl an Globalisierungsverlierern in der Mitte unserer Gesellschaft nicht den Zentrifugalkräften der Pauperisierung überlassen. „Wir brauchen mehr Europa, aber anders als bisher“, so brachte es unlängst der belgische Schriftsteller Stefan Hertmans in einem Gespräch in der Zeitschrift „Sinn und Form“ auf den Punkt.

Weltempfang, Halle 3.1, L 25

Foto: Hassan Abdelghani.

Kompass – Mathias Énard

Zum Abschluss seiner großen Lesereise tritt Mathias Énard in ebenjener Stadt auf, in der der 1972 in Niort geborene Autor und studierte Arabist seinen 2015 mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten Roman „Kompass“ (dt. 2016 bei Hanser Berlin und aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller) als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in weiten Teilen geschrieben hat.
„Kompass“ ist das Buch der Stunde: eine leidenschaftliche Beschwörung der jahrhundertelangen Passion des Westens für die orientalische Kultur. Unter dem Schock einer alarmierenden medizinischen Diagnose verbringt Franz Ritter, Musikwissenschaftler in Wien, eine schlaflose Nacht. Er begibt sich im Geiste noch einmal an die Orte seiner Forschungsreisen: Istanbul, Damaskus, Aleppo, Palmyra – alles Städte, die für ihn untrennbar mit Sarah verbunden sind, der berühmten Orientalistin, seiner großen Liebe. Seine Erinnerung zaubert immer mehr Fakten, Romanzen und Geschichten hervor, die alle von dem entscheidenden Beitrag des Orients zur westlichen Kultur und Identität zeugen.

Zusammen mit Mathias Énard in einer „Lecture dessinée“ tritt die 1981 in Beirut geborene Graphic-Novel-Autorin Zeina Abirached auf, von der auf Deutsch im Avant-Verlag bislang zwei Veröffentlichungen erschienen sind, in denen sie ihrer Kindheit im Libanon und ihrer Familiengeschichte nachspürt.

Institut Français, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin

Eine Kooperationsveranstaltung des Instituts français Deutschland und des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.

Mathias Énards monumentaler Roman über die Liebe des Westens zum Orient
Eine „Lecture dessinée“ mit Mathias Énard
und Zeina Abirached

Moderation: Barbara Wahlster

Eintritt frei