Mehr Europa, aber anders als bisher
Im Gespräch:
Mathias Énard (F), BKP-Gast 2013
Stefan Hertmans (B)
Ivana Sajko (HR), BKP-Gast 2016
Moderation: Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung)
Die Flüchtlingsströme nach Europa, die Terroranschläge von Paris und Brüssel, der Siegeszug der Rechtsparteien von Polen über Finnland und Frankreich, Dänemark bis Deutschland, das Wirtschafts- und Finanzdiktat der Banken und Industriemultis zeigen es deutlich: Das politische Europa steckt in der tiefsten Krise seit seiner Gründung. Klar ist: Kein Land kann die Probleme im Alleingang lösen. Abschottung hilft nicht. Wenn Europa, mit Guiseppe Tomasi di Lampedusa gesprochen, will, daß es bleibt, wie es ist, muß es sich grundlegend ändern. Sich von der überkommenen Vorstellung einer Gemeinschaft christlicher Nationalkulturen verabschieden. Dem politisch-materialistischen Gründungsimpetus der Union Europas originäre kulturelle, humanistische Werte – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – als Charta zur Seite stellen. Der Furcht vor dem Fremden das Wissen um die unteilbare Gleichheit der Menschen. Und es darf die große Zahl an Globalisierungsverlierern in der Mitte unserer Gesellschaft nicht den Zentrifugalkräften der Pauperisierung überlassen. „Wir brauchen mehr Europa, aber anders als bisher“, so brachte es unlängst der belgische Schriftsteller Stefan Hertmans in einem Gespräch in der Zeitschrift „Sinn und Form“ auf den Punkt.
Weltempfang, Halle 3.1, L 25
Foto: Hassan Abdelghani.